Im Weinstetter Hof in Eschbach gastiert ab dem 05. Mai die Ausstellung Wunden der Welt. Gezeigt werden herausragende Arbeiten aus sechs Jahrzehnten Magnum-Geschichte. Ein weiterer Ausstellungstermin steht bereits fest.
Die Ausstellung Wunden der Welt zeigt insgesamt 53 Arbeiten aus dem Archiv der Agentur Magnum Photos. Entsprechend groß ist die in der Ausstellung abgebildete Zeitspanne. Sie reicht von den Anfängen, mit den ikonischen Fotos Robert Capas der Landung der alliierten Truppen in der Normandie, über Fotografien des frühen Magnum Mitgliedes George Rodger, bis hin zu den modernen Konflikten im Irak und Afghanistan. Von Vietnam bis Ruanda, Magnum Fotografen waren zugegen, wenn in unserem Jahrhundert die »Wunden der Welt«, wie Cartier-Bresson sie nannte, offenbar wurden.
Magnum Photos – Die Agentur
Die prominente Agentur, gegründet im Jahre 1947 durch die Fotojournalisten David »Chim« Seymour, Henri Cartier-Bresson, Robert Capa und George Rodger, hat das Ziel, als Kollektiv unabhängig und selbsorganisiert zu sein und damit die Rechte der Fotografen zu wahren. Die Aufnahme eines Fotografen in die Agentur ist eine große Ehre für diesen, entsprechend rigide sind die Aufnahmebedinungen. Neue Mitglieder werden nominiert, verbleiben für zwei Jahre in dem Status, in dessen Anschluss über eine Vollmitgliedschaft entschieden wird. Seit über 60 Jahren kann sich die Foto-Agentur durch die Höhen und Tiefen des Bildgeschäfts behaupten, auch Dank der jüngeren Mitglieder wie Alex Majoli oder Paolo Pellegrin, deren Arbeiten ebenfalls in der Ausstellung gezeigt werden.
Die Ausstellung
Ich hatte an der FH Hannover die Gelegenheit, die Ausstellung zu besuchen, wo sie bis zum 07. April 2012 zu sehen war.
In der Ausstellung Wunden der Welt werden relativ großformatige Prints der Fotografien gezeigt. Es wird jeweils ein Bild einer foto-journalistischen Serie ausgestellt. Großen Wert bei der Auswahl wurde auf die historische Bedeutung des Bildes, bzw. sein Einfluss gelegt. Capas Fotografie des gefallenen Soldaten im spanischen Bürgerkrieg, das quasi den Urknall moderner Kriegsfotografie darstellt, darf darin nicht fehlen. Auch das Portrait des afghanischen Mädchens von Steve McCurry wird gezeigt. Oder aber das Bild des libanesischen Mannes inmitten der Trümmer und des Chaos nach einem Luftangriff der IAF – ein Bild von Paolo Pellegrin, dass durch seine erschreckende Schönheit bereits in den Kanon der Kriegsfotografie aufgenommen wurde.
Die Ausstellung ist aber keine Leistungsschau der besten Bilder, sondern es werden auch viele bisher unbekannte Aufnahmen und Konflikte gezeigt. Jedes der Aufnahmen ist mit einer reichen Annotation versehen, die Auskunft über die Geschichte des Bildes gibt und von Absolventen der Zeitenspiegel-Reportageschule Günter Dahl recherchiert und verfasst wurden. Die hohe Textlastigkeit der Ausstellung wäre dann auch der einzige Anlass zur Kritik. Ich empfehle jedem Besucher, sich erst einmal alle Bilder in Ruhe anzusehen und diese wirken zu lassen, bevor man in einem zweiten Rundgang die Kommentare liest.
Die Ausstellung stellt unweigerlich die Frage nach der Wirkung der Bilder. Können Bilder des Krieges und des Leids Krieg verhindern? Eine eindeutige Antwort wird nicht gegeben. Trotzdem zeigen die Arbeiten, dass wir auf Journalisten angewiesen sind, die weiterhin die »Wunden der Welt« offen legen. Apathie im Angesicht der Konflikte macht die Welt nicht besser und Magnum zwingt uns, hinzuschauen.
Der Besuch der Ausstellung ist kostenlos.
Der Katalog zur Ausstellung
Ergänzt wird die Ausstellung von dem empfehlenswerten Katalog, der alle Arbeiten zeigt und ihnen die Geschichte hinter dem Bild zur Seite stellt. Weitere Hintergründe bieten Aufsätze zur Kriegs- bzw. Krisenfotografie. Die Qualität des Katalogs ist angemessen, es handelt sich ja nicht um ein Sammlerobjekt, sondern hier steht der didaktische Aspekt klar im Vordergrund. Insbesondere das Layout weiß zu gefallen. Hier wird die visuelle Identität der Ausstellung konsequent fortgesetzt. Der Katalog lohnt sich nicht nur für Besucher der Ausstellung, da hier jede Menge Fachwissen vermittelt wird. Er kann über die Website zur Ausstellung erworben werden und kostet 25 Euro inklusive Versand.
Kommende Ausstellungsorte
Folgende Ausstellungstermine stehen bereit fest:
05.05. bis 16.05. 2012: Eschbach, Weinstetter Hof (Malerwerkstätten Heinrich Schmid)
05.11. bis 21.12.2012 (voraussichtlich): Stuttgart, Treffpunkt Rotebühlplatz
Der Veranstalter sucht auf der Website nach weiteren Ausstellungsorten: weitere Infos.
Die Bilder kommen mir bekannt vor. Ich glaube, dass ich einige davon 2011 schon in Paris gesehen habe.