Der australische Independent-Publisher Defiant Development hat das Videospiel Warco – The News Game angekündigt. Der Spieler schlüpft in diesem in die Rolle einer eingebetteten Kriegsfotografin in Nordafrika. Eignet sich das Erzählformat eines interaktiven Spiels dazu, neue Sichtweisen auf die wichtige Arbeit der Kriegsberichterstatter zu werfen?
Video- und Computerspiele sind inzwischen fester Bestandteil unserer Kultur geworden. Ein Zeichen dafür ist nicht nur die ubiquitäre Verteilung von Heimcomputern und Videospiel-Konsolen – unter Kindern und Erwachsenen zugleich, sondern auch die Themen mit denen sich Videospiele heutzutage beschäftigen. Während der Realitätsgrad der Simulationen immer weiter zunimmt, emanzipieren sich auch die Hersteller der Spiele zunehmend von kindertauglichen Themen oder Gewaltfantastereien und werden so auch für den erwachsenen Spieler interessant.
Ein weiterer Trend ist die steigende Nachfrage nach Themen des Alltäglichen. Dieser kommen die Hersteller mit mehr oder weniger komplexen Simulationen der Arbeitswelt nach, wie Landwirtschaftssimulationen oder der Spieler schlüpft in die Rolle eines U-Bahnfahrers. Dies erscheint trivial oder langweilig, verkauft sich aber (offenbar) sehr gut.
Zudem setzt sich die Videospielindustrie zunehmend mit sehr komplexen Themen auseinander und schaffen es, Geschichten zu erzählen, die Dank ihrer Interaktivität ein ganz neues Erleben ermöglichen, im Vergleich zu passiven Medien wie Bücher oder Film.
Der Spieler als Kriegsreporter
In diesem Umfeld angeordnet, kommt nun Warco – The News Game auf den Markt. Dieses PC-Spiel greift diese Trends geschickt auf, schafft eine neue Art von Spielerfahrung und stößt in eine echte Marktlücke vor.
Warco ist ein Akronym des Wortes war correspondent – Kriegsberichterstatter. Der Spieler schlüpft in die Rolle eines »embedded journalist« der die Einsätze von Soldaten auf dem Schlachtfeld mit der Kamera begleitet. Der Begriff des eingebetteten Journalisten ist spätestens seit dem 3. Irak Krieg bekannt und erlangte als Mittel der US Armee, Kontrolle über die Art der Berichterstattung zu erlangen, zweifelhafte Berühmtheit. Gleichzeitig ermöglichte es den Journalisten so nah wie nie zuvor an die kämpfenden Einheiten zu kommen und völlig neuartige Bilder des Krieges an die Redaktionen und Agenturen zu übermitteln.
In seiner Rolle der fiktiven Reporterin Jesse DeMarco, ist es die Aufgabe des Spielers, möglichst spannende Bilder der Konflikte zu drehen, zu schneiden und an den Auftraggeber zu übermitteln. Heraus kommt nach jedem Einsatz ein Bericht über die Konflikte.
Warco soll sich wie ein »first person shooter« spielen, nur, dass man mit der Kamera filmt, anstatt mit einer Waffe zu schießen. Das hört sich erst einmal verdächtig nach dem bekannten Fotografie-Spielprinzip an, wie man es von Safari-Simulationen (Wild Earth: Photo Safari) oder dem beliebten Pokemon Snap kennt, nur dass es sich bei Warco doch um ein wesentlich interessantere Szenario handelt.
Ort und Zeit des Geschehens ist, im Hinblick auf die aktuellen Ereignisse in den arabischen Staaten clever gewählt, sind diese Gebiete, aufgrund des hohen Informationsinteresses der Öffentlichkeit derzeit, Hotspot der Berichterstattung durch in den Medien und somit für den Spieler interessanter als fiktive Szenarien. Da man täglich mit Bildern von Konflikten im arabische Raum konfrontiert wird, ist man in der Lage, einen Bezug zum Geschehen herzustellen.
Der Job des Kriegsjournalisten erscheint manchmal als prestigeträchtige Anstellung, mit viel Reisen und Abenteuer. Tatsächlich ist es eine schwierige Arbeit, auch wirtschaftlich, in Anbetracht der Tatsache, dass an den Nachrichtenredaktionen als erstes gespart wird. Kann Warco – The News Game diesen Aspekt der Tätigkeit darstellen oder glorifiziert das Spiel den Job eher?
Sicher ist, dass der Kriegsberichterstatters immer noch gefährlich lebt und arbeitet, wie der Tod Tim Hetheringtons und Chris Hondros in Lybien im Frühjahr dieses Jahres zeigte, nur zwei der vielen Journalisten, die während des arabischen Frühlings ihr Leben ließen. Wie nah Hetherington dem Kampfgeschehen kam, zeigt auf sehr eindrückliche Art und Weise, der die Dokumentation . Von daher lassen die Vorab-Bilder von Warco zumindest auf eine realitätsnahe Darstellung hoffen lassen.
Ist es unethisch Krieg, bzw. die Berichterstattung darüber nachzustellen? Das muss wohl jeder für sich entscheiden. Ich halte diese Art von Spiel jedenfalls für weniger bedenklich als die vielen Kriegssimulationen da draußen, in denen der Spieler die Rolle eines Soldaten einnimmt. Wenigstens kämpft man in Warco für die gute Sache, die Wahrheit.
Technisch bewegt sich das Spiel übrigens nach heutigem Standard eher auf niedrigem Level, das lassen die ersten Screenshots vermuten, jedoch kommt es bei dieser Art von Spiel auch nicht so sehr darauf an. Viel spannender wird es sein, Wie der Hersteller des Computer-Spiels die vielfältigen Aspekte, des Jobs des Krisenreporters darstellen können wird. Das werden wir sehen, sobald das Spiel auf den Markt gekommen ist.Werdet Ihr Warco spielen, sobald es in Deutschland verfügbar ist?