Wie der Alltag eines Fotojournalisten in Kriesen- und Kriegsgebieten aussieht, man kann es sich nur schwer ausmalen. Der Hollywood-Film Under Fire des Regisseurs Roger Spottiswoode aus dem Jahre 1983 schafft es, den Beruf zu porträtieren und gleichzeitig einen spannenden Film daraus zu stricken.
Der Regisseur inszeniert den Fotojournalismus im Spannungsfeld zwischen beruflichen Ethos und dem Verlangen von Medien und Publikum nach reißerischen Bildern und guten Stories. Gleichzeit ist er eine beißende Kritik an der amerikanischen Außenpolitik in der Zeit des Kalten Krieges.
Teils fiktiv, teils der Realität treu bleibend, folgt der Film den Erlebnissen dreier befreundeter Krisenreporter. Die Gruppe ist über die Jahre im Wettbewerb um die große Story um den ganzen Globus gereist. Dabei sind sie Teil des Trosses an Reportern, die im Auftrag der Weltpresse den Krisen und Konflikten der Welt folgen. Die verbringen ihre Zeit gemeinsam in abgeschotteten Hotels – abseits des Elends der Bevölkerung. Diesmal treffen sich die Drei befreundeten Journalisten im Jahre 1979 in Managua, Nicaragua, wieder. Dort kämpfen in einem Bürgerkrieg die sozialistischen Sandinisten, angeführt von ihrem charismatischen Füherer Rafael, einen blutigen Kampf gegen das diktatorische Regime von Präsident Samoza.
Der Fotojournalist Roger Price (Nick Nolte) versucht einen objektiven Blick auf die Dinge zu behalten, in einem Krieg, in dem die Grenzen zwischen Gut und Böse zu verschwimmen scheinen. Er versucht, seinem journalistischen Ethos treu zu bleiben und weder für die eine noch die andere Kriegspartei Stellung zu beziehen. Doch in Folge seiner Berichterstattung, bei der ihm die befreundete Journalistin Claire (Joanna Cassidy) zur Seite steht, verstrickt er sich immer mehr in die politischen Wirren, bis er selber Teil des Geschehens zu werden droht. Ist Price in der Lage, seine Überzeugungen bezüglich dessen, was er für saubere journalistische Arbeit hält, für das zu opfern, was sein Herz ihm sagt? Ist es möglich, in einem so blutigen und ungerechten Krieg neutral zu bleiben?
Bild: Metro-Goldwyn-Mayer Studios
Der Film stellt die Arbeit von Fotojournalisten in Krisengebieten dar, ohne dabei in hollywoodeske Chliches abzudriften. Jeder der Charaktere repräsentiert eine Einstellung zum Krieg und zur Arbeit als Reporter, ohne dabei die nötige Tiefe vermissen zu lassen: Idealisten, Karrieristen, Pragmatiker, Profiteuere des Leids – alle spielen Ihren Rollen überzeugend und werden hinsichtlich ihrer Einstellungen in Extremsituation auf die Probe gestellt.
Das tolle Drehbuch und die Top-Besetzung (Gene Hackman!) tragen dazu bei, die Thematik spannend zu vermitteln. Diesen Film zu machen, muss eine Menge Mut erfordert haben, stellt er doch schonungslos die Verstrickungen der CIA in den blutigen Bürgerkrieg dar – in einer Zeit, als der Anti-Kommunismus, der dann Mitte der 80er in der Reagan-Doktrin mündete, das Motto der Stunde war. Damit steht der Film in der Tradition ähnlicher Filme aus dieser Zeit, wie z.B. Vermißt oder Salvador.
Wenn ihr auf politische Stoffe steht und Euch für Filme mit und über Fotografie interessiert, solltet ihr Euch den Streifen ansehen. Ergänzend sei noch das hervorragende Interview mit dem Regisseur bei Hollywood Interview empfohlen.
Kennt Ihr noch andere Filme, die sich thematisch mit der Fotografie auseinandersetzen? Über weitere Empfehlungen in den Kommentaren würde ich mich freuen.
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