Auf der Suche nach der perfekten Speichermethode, habe ich mich nun auf einen Workflow eingespielt. Ich zeige Euch, wie ich meine Daten mit Amazon Glacier archiviere.
Spätestens, wenn sich die Foto-Datenmengen auf mehrere hundert Gigabyte belaufen, ist es an der Zeit sich Gedanken darüber zu machen, wie man seine digitalen Fotografien speichert und Datenverlust vorbeugt. Früher war die Sache für mich klar: Fotos werden auf einer externen Festplatte gespeichert, wo sie dann sicher sind. Doch sind sie dort wirklich sicher? Ich stelle Euch mein Sicherungskonzept vor, das sich – zum Glück – noch nicht bewähren musste. Bestimmt kann man vieles besser machen und ich freue mich auf Eure Vorschläge in den Kommentaren.
Mein Workflow bei der Datensicherung
Mein Sicherungskonzept basiert inzwischen auf folgendem Prinzip: Ich sichere meine Daten redundant auf zwei externen Festplatten, die ich über USB an meinen PC anschließe und in der Cloud. Bei dem Import von Speicherkarten wähle ich die Option in Lightroom, die eingelesenen Daten an einem zweiten Speicherort abzulegen. Alternativ verwende ich die Software Free File Sync, um die Verzeichnisse mit den Fotos abzugleichen. Auf diesem Weg doppel ich ebenfalls meinen Lightroom Katalog und Arbeitsdateien aus Gimp/Photoshop. Diese Aufgaben lassen sich auch automatisieren, sodass die Aktualität der Daten auf beiden Hardrives gegeben ist. Erst nachdem die Dateien doppelt überspielt sind, formatiere ich die Speicherkarten.
So habe ich bereits die erste Hürde auf dem Weg zu sicheren Daten genommen: Die Raws befinden sich zu jedem Zeitpunkt auf zwei Datenträgern. Wer das ganze automatisierter haben möchte, nutzt ein NAS, um die Daten im Netzwerk zu sichern und ggfls. in einem RAID-Verbund redundant zu lagern. Da diese Lösung bereits ein wenig technisches Verständnis erfordert, bietet sich auch die Nutzung eines Drobo-Drives an, der insbesondere auf Anfänger ausgerichtet ist, aber trotzdem Datensicherheit garantiert. Wie bereits erwähnt, bin ich jedoch mit der Nutzung zweier externer Festplatten immer ganz gut gefahren.
Doch was ist bei Feuer, Wasserschaden oder Einbruch, bei dem beide Festplatten geklaut/beschädigt werden könnten? Dann hilft auch kein NAs und Ihr braucht ein Backup, das außerhalb Eures Hauses liegt. Eine Möglichkeit ist, regelmäßig ein Backup auf einer externen Festplatte zu machen und dieses z.B. am Arbeitsplatz zu verwahren. Dann muss man dieses Laufwerk jedoch auch immer wieder mit denen zu Hause abgleichen. Wer nicht so diszipliniert ist und die Kosten und Mühen nicht scheut, lässt sein NAS automatisch mit einem anderen NAS über das Internet synchronisieren. Die wohl gängigste Methode, eine Sicherung seiner Daten anzulegen ist heutzutage natürlich das Backup in der Cloud.
Doch welcher Anbieter von Cloud-Speicher ist der beste? Beliebte Lösungen wie Dropbox, Google Drive, Skydrive oder Strato HiDrive fallen aus, wenn es um die reine Sicherung von Daten geht. Denn hier lassen sich die Anbieter die Flexibilität beim Handling der Daten teuer bezahlen. Besser ist es, sich einen Anbieter zu suchen, der auf reine Backup-Lösungen spezialisiert ist. Die Möglichkeit, Daten oder Verzeichnisse mit Freunden oder Kunden zu teilen, entfällt bei diesen allerdings. Ebenso ist ein sofortiger Abruf der Daten nicht möglich. Im Gegenzug bekommt man sehr viel Speicher günstig, teilweise sogar unbegrenzt (mit Datendrossel ab einer bestimmten Upload-Menge, in der Regel 200 GB). Entsprechende Anbieter sind Carbonite, Mozy und SugarDrive.
So günstig der Speicher dort ist, umso teurer lassen sich diese Speicherdienste den Download der Daten bezahlen. Hier gibt es ebenfalls jeweils unterschiedliche Lösungen, im Fall eines Daten-GAUs wieder an die eigenen Bilder zu kommen. Oft werden die Files im Fall eines Abrufs gesammelt in einer Archivdatei zur Verfügung gestellt. Andere Anbieter verschicken gegen Aufpreis gleich ganze Festplatten mit dem Backup an die Kunden.
Die Vorteile von Amazon Glacier
Am Ende einer langen Such nach einem passenden Anbieter von Cloud-Speicher bin ich mit Amazon Glacier, der Teil der Amazon Web Services (AWS) ist, nun endlich fündig geworden. Doch warum habe ich mich für Speicher dort entschieden? Zunächst einmal ist der Online-Speicher bei Amazon sehr günstig. Hier bezahlt man 0,01 $ pro Gigabyte Speicher. Zudem vertraue ich Amazon als Anbieter – man garantiert, dass die Sicherheit der Daten bei 99,99999999 Prozent liegt – was dem Verlust einer Datei von 10 Milliarden entspricht.
Vorteil von Glacier ist, dass die bei Anbietern von Online-Speicher übliche Datenbremse entfällt. Großes Plus für Amazon Glacier ist zudem die große Freiheit, was die Menge der Daten, die Anzahl der angeschlossenen Geräte und die Art der Daten angeht. Hier werdet Ihr mit jedem der etablierten Anbieter auf Grenzen stoßen oder mit erheblichen Aufpreisen rechnen müssen.
Die Kosten von Amazon Glacier
Der Dienst eignet sich vor allem als Langzeit-Datenspeicher. Muss man öfter und schnell an seine Daten ran, dann kann dieser Cloud-Speicher schnell teuer werden. Der Abruf der Daten, wenn man das tägliche Limit von 0,17% des gespeicherten Gesamt-Volumens überschreitet, kostet 0,12 $ pro GB, dazu kommen 0,055 $ Abrufgebühren pro 1000 Anfragen (Hier findet Ihr eine Amazon Glacier Preisübersicht). Entsprechend kostenlastig kann also auch die komplette Wiederherstellung eines Archivs werden. In die Berechnung fließt allerdings die Geschwindigkeit, mit der Ihr ein Archiv abruft, in die Berechnung der Kosten ein. Das Berechnungsverfahren ist undurchsichtig und laut meier Rechnung würde der Abruf eines kompletten Faults (Tresors) mit 300 GB Foto-Daten ca. 40 Euro kosten. Mehr Infos zu der Berechnung der Gebühren bekommt Ihr bei Amazon. Verringert man die Abrufgeschwindigkeit, in dem man die sogenannte Spitzenabrufrate begrenzt, können die Gebühren geringer ausfallen. Diese Kosten kommen natürlich zu den monatlichen Speichergebühren hinzu.
Hält man sich wiederum an das kostenlose Abruf-Volumen, dauert das überspielen der Daten 20 Monate unter der Voraussetzung, dass keine weiteren Daten hinzukommen. Doch wer in die unglückliche Lage kommt, die Daten abrufen zu müssen, für den sind selbst 1000$ für die Wiederherstellung der Daten natürlich nicht viel.
Wer seine Daten schnell braucht, der sollte beachten, dass der Online-Speicher von Amazon diese nicht sofort zum Download zur Verfügung stellen kann sondern nur mit einer Latenz von ca. 4 Stunden. Stehen die Daten einmal bereit, hat der Nutzer 24 Stunden, den Download zu starten. Für Anwender, die ihre Daten sofort brauchen, ist dieser Dienst also nichts.
Verwaltung der Daten
Darüber hinaus bietet Amazon selber keine komfortable Verwaltung des Speichers, weder über eine externe App noch über ein Web-Interface. Hier muss man auf die Angebote von Dritt-Programmen zurückgreifen, die jedoch bereits einige Funktionen, wie die Synchronisation von Verzeichnissen oder die Möglichkeit, einen Vault (da sind die Archive drin) als Laufwerk zu mounten, mitbringen. Die Clients sind auf der Seite labnol.org gut zusammengefasst. Ich habe bisher gute Erfahrungen mit Fast Glacier gemacht. Vor allem mit dem Datenturbo beim Upload setzt dieses Programm sich von der Konkurrenz ab und bietet in der Pro Version auch die Synchronisation von Ordnern.
Glacier bietet keine Daten-Historie. Erwartet bei Amazon ebenfalls keinen Endkunden-Support, da sich AWS an Businesskunden richtet.
Wer mit diesen Einschränkungen leben kann und Glacier mit einer Lösung wie Dropbox kombiniert, hat man das beste aus beiden Welten: Günstigen Langzeitspeicher auf der einen Seite und flexiblen Speicher auf der anderen, um Dateien mit Freunden und Kunden zu teilen.
Wie ist Euer Ansatz beim Speichern von Bildern? Habt Ihr Ergänzungen oder Verbesserungsvorschläge zu meinem Vorgehen? Dann ab damit in die Kommentare. Danke!
Alternative Amazon Cloud Drive
[Update 04.11.2014:] Heute gab Amazon bekannt, dass Mitgliedern von Amazon Prime ab sofort unbegrenzter Speicherplatz zur Archivierung von Fotos zur Verfügung steht. Dies umfasst im RAW Format gespeicherte Fotos. Damit ist der Dienst vergleichbaren Angeboten, wie dem kostenlosen 1 GB Speicherplatz (nicht für RAW) bei Flickr, Dropbox, Google Drive oder dem eigenen Amazon Glacier überlegen. Der Dienst bietet zudem eine iOS und Android App, die eine Synchronisation der Smartphone-Fotos ermöglicht. In den nächsten Tagen werde ich mir den Dienst einmal genauer anschauen.
hallo ich bin auch interesiert an einer langzeitarchivierung meiner daten
und möchte dich auf den folgenden artikel eines blogger kollegen aufmerksam machen falls du wirklich 300gb daten auf eis gelegt hast.
https://medium.com/@karppinen/how-i-ended-up-paying-150-for-a-single-60gb-download-from-amazon-glacier-6cb77b288c3e#.h3ypoa3rn
bei der Langzeit datensicherung gibt es einige regeln die man auch bei wikkipedia nachlesen kann .z.B. lege nicht alle eier in einen korb.
doch die wichtigste ist „Einfachheit“ oder bin ich in der lage meine daten mit vertretbarem aufwand zurückzubekommen.
Auch wir nutzten den Glacier als Notfall (Desaster Recovery) Backup. D.h. es gibt drei Backup-Laufwerke, von denen wöchentlich eines in den Tresor bei der SSK wandert und zwei die Laufende redundante Sicherung übernehmen. Unsere Versicherung verlangt, dass wir für den Notfall alles uns mögliche getan haben, um die Daten aus einem Backup wieder herstellen zu können. Lt. Antwort der Versicherung auf eine schriftliche Anfrage bedeutet das, dass die Versicherung sich an den Wiederherstellungskosten beteiligt, soweit diese notwendig sind. Also: wäre ein Teil des in unserem Haus vernichteten Datenbestandes von den Backupmedien (im Tresor der SSK) nicht wiederherstellbar (im Falle eines regionalen Großereignis wie Überflutung o.ä. vorstellbar) wären die Kosten für den Download aus dem Glacier durch die Versicherung gedeckt. Das gilt auch für alle Fälle in denen wir selbst einen Teil-Totalschaden an unseren Daten verursachen (außer bei Vorsatz) also bis hin zu „grober Fahrlässigkeit“. Für solche Fälle abgesichert zu sein gibt mir ein gutes Gefühl. Daher liegen die Daten (Clientseitig durch das Backup-NAS verschlüsselt) also bei uns im Glacier.
Hallo Hans,
ich habe die Daten zusätzlich auf einen NAS gespiegelt und eine weitere Kopie außer Haus. Wie ich erwähnt habe, bin ich mir der möglichen Kosten bewusst, nehme diese aber in Kauf. Sollten es zum Ernstfall kommen, nehme ich gerne etwas Geld in die Hand um +10 Jahre digitale Fotoarchiv wieder zubekommen. Es gibt die Möglichkeit, nur Teile der Daten aus dem Glacier Archiv abzurufen und man sollte den Abruf der Daten möglichst strecken, um die Kosten gering zu halten.
Grüße