Teil zwei der Serie: Ich stelle Euch ein weiteres Fotobuch aus dem Jahr 2012 vor.
Ich schaue zurück auf mein persönliches Fotobuchjahr 2012. Im Rahmen einer kleinen Serie stelle ich Euch meine Favoriten vor.
Teil 1: Walker Evans: Decade by Decade
Teil 2: Arne Schmitt: Wenn Gesinnung Form wird
Teil 3: Saul Leiter: Retrospektive
Arne Schmitt: Wenn Gesinnung Form wird
Arne Schmitt
352 Seiten/292 Fotografien
Spector Books
Im Jahre 2012 reiste der Fotograf Arne Schmitt durch die alten Bundesländer und dokumentierte die Nachkriegsarchitektur der West-Deutschen Innenstädte. Hier richtete er den Blick auf die Gebäude, die in den Nachkriegsjahren die Lücken füllten, die der Bombenkrieg und die anschließende Umgestaltung der Innenstädte gerissen hatten. Schon der Titel Wenn Gesinnung Form wird verdeutlicht, mit welcher Strategie die Politik und Stadtplaner der Zeit die Renovierung und Umgestaltung der Städte vorantrieben.
Die funktionale Architektur, im damaligen Beton-Stil, stieß nicht lange auf die Liebe der Bewohner. Heute werden diese «Bausünden» umgebaut oder abgerissen. Deswegen ist es gut, dass Schmitt den Status Quo festgehalten hat. In Hannover kam er (fast) zu spät: Das prägende Gebäude der Stadt, das Kröpcke Center, befand sich zum Zeitpunkt der Aufnahme bereits im Rückbau. Auch in andere Städten ist damit zu rechnen, dass diese ungeliebten Zeugen der Zeit verschwinden. Ob diese Gebäude zu Recht weichen und das Neue »besser« ist, dafür bietet Wenn Gesinnung Form wird zumindest einige Anhaltspunkte. Die Frage muss am Ende jeder für sich beantworten. Zumindest Fotograf äußert sich dazu im Buch nicht, sondern lässt seine Bilder sprechen.
Der Fotograf arbeitet mit nüchternen, schwarz-weißen Architekturaufnahmen, die in ihrer Banalität die Gebäude und Stadtlandschaften weder erhöhen, noch vordergründig hässlich erscheinen lassen. Die Aufnahmen sind in kurzen Bilder-Essays zusammengefasst. Beispielsweise bringt der Abschnitt Der Verkauf geht weiter die Innenstädte Hannovers und Essens zusammen. Jeder, der diese Städte schon einmal gesehen hat, versteht warum das eine angemessene Paarung ist. Was bleibt ist die Erkenntnis, dass, egal ob Kassel, Köln, Hannover oder Braunschweig, die Innenstädte oft austauschbar sind. Seelenlos, auch das zeigt das Buch, sind sie dadurch nicht, Verwitterungen, Baugerüste und sporadisch Pflanzen, verleihen den Gebäuden Charakter.
Begleitet werden die Bilder von einem kurzen Essay von Kathrin Peters. Die Ausstellung zum Buch läuft noch bis 03. März 2013 im Sprengelmuseum Hannover.