Kickstarter und andere Crowdfunding Portale bringen Kreative und ihre Unterstützer zusammen. Ob Dokumentation, Langzeitprojekt oder Fotobuch: Im Bereich Fotografie finden sich einige spannende Projekte, deren Unterstützung sich lohnt. Ich habe mir einige davon für Euch angesehen.
Jürgen Vielmeier vom Basic Thinking Blog rief Crowdfunding bereits zum neuen Volkssport aus. Und tatsächlich schaffen es immer mehr Gründer und Künstler, Unterstützer für ihre Projekte zu gewinnen und zu begeistern. Vorbildlich vorgegangen in diesem aufreibenden Prozess, waren die Entwickler der Android-Spielekonsole Ouya, die jüngst rund neun Millionen Dollar Startkapital einheimsten, ohne das sie auch nur einen Prototyp vorlegen konnten. Ihr Enthusiasmus begeisterte Tausende, so dass sie die Hürde für eine erfolgreiche Umsetzung des Projekts locker nahmen.
Kleinere Projekte aus dem Kunstbereich haben es dagegen schon wesentlich schwerer, auf sich aufmerksam zu machen und das nötige Geld einzusammeln. Die spannende Street Photography Dokumentation »Everybody Street« konnte diese Hürde nur mit Mühe und in letzter Sekunden nehmen (mehr Infos hier im Blog). So kommt es auch, dass ein Großteil der Projekte scheitern und in der Versenkung verschwinden, wie es z.B. mit einer Don McCullin Dokumentation im vergangenen Jahr passierte.
Um Euch einen kleinen Überblick zu geben, was man so unterstützen kann, habe ich einige interessante und unterstützenswerte Projekte aus dem Bereich Fotografie zusammen getragen. Dabei beschränke ich mich in diesem Artikel auf die führende Crowdfunding Plattform in den USA – Kickstarter.
Fotoprojekte bei Kickstarter
Eine Suche nach dem Schlagwort »photo« bei Kickstarter.com ergibt derzeit ganze 2178 Treffer. Ich habe die unterschiedlichen Projekte durchgewatet und stelle ein paar interessante Projekte aus unterschiedlichen Bereichen vor. Alle Projekte laufen noch mindestens 14 Tage. Ihr habt also noch ausreichend Zeit, Euch diese anzusehen und Euch zu beteiligen.
American Realities: Portraits of Poverty
Der Vortrag von Joakim Eskildsen gehörte in meinen Augen zu den Highlights des diesjährigen Fotofestival in Hannover. Dort stellte er sein Projekt »Roma Journeys« vor, eine persönliche Reise in die Welt der Roma, ganz ohne den tagesaktuellen Anspruch des Fotojournalismus. Ebenfalls sehr berührend ist die Arbeit »Home Works« für die er die Odyssee seiner Familie durch verschiedene Wohnorte, quer durch Europa, dokumentiert.
Für die Arbeit »American Realities: Portraits of Poverty«, die Eskildsen zusammen mit der Journalistin Natasha Del Toro durchführt und via Crowdfunding finanzieren möchte, reisten die beiden durch die USA um die zunehmende Verarmung der Bevölkerung zu dokumentieren. Die auf der Reise im Auftrag vom Time Magazine entstandenen Bilder von Eskildsen sollen nun durch Audioaufnahmen von Del Toro ergänzt werden und zu einer Multimedia-Präsentation und -Website zusammengesetzt werden, die zu einer Diskussion über die Zustände der bröckelnden Mittelschicht einladen sollen.
Die attraktivesten Sach-Prämien gibt es hier vielleicht nicht, dafür aber die Gewissheit, ein tolles Projekt unterstützt zu haben.
Zur Kickstarter Seite von American Realities.
Instacube
An »Instacube« ist man in den letzten Tagen kaum vorbei gekommen. Gerade erst gestartet bei Kickstarter, hat dieser digitale Bilderrahmen die Blogger-Szene im Sturm erobert. Was macht »Instacube« jedoch anders als herkömmliche digitale Bilderrahmen? Auf dem Bildschirm läuft Android und er stellt eine direkte Verbindung zum Instagram-Stream eines Nutzers her. So kommen die aufgenommenen Bilder quasi in Echtzeit auf den kleinen Würfel. Perfekt, um z.B. auf Reisen mit seiner Verwandtschaft immer in Kontakt zu bleiben.
Instagram ist eine Fotobearbeitungs- und Fotosharing-App, die auf iOS und Android läuft.Das derzeit wohl am meisten gehypte Start-Up, dass vor einem halben Jahr für eine Milliarde Dollar von Facebook übernommen wurde – Marc Zuckerberg persönlich hatte den Deal eingefädelt – hat die Gruppe der Smartphone-Fotografen im Sturm erobert. Als perfekte Ergänzung zu diesem Foto-Dienst war es kein Wunder, das so ein Gadget wie »Instacube« einschlägt wie eine Bombe. Sein Funding-Ziel hat das Startup bei Kickstarter schon fast erreicht. Wer sich vorab schon einmal ein Gerät sichern möchte, kann das bei Kickstarter tun.
Zur Kickstarter Seite von Instacube.
Streets of Afghanistan Exhibition Hits the Streets of Kabul
»Streets of Afghanistan« ist eine Ausstellung, die von Krystal Garvin organisiert wird, der Gründerin der NGO Mountain2Mountain, einer Organisation, die die Ausbildung von Frauen in Krisenregionen fördert. Ziel des Fotoprojekts, das afghanische und westliche Fotografen in einer Ausstellung zusammenbringt, ist es, die Seite von Afghanistan zu zeigen, die nicht Krieg und Elend umfasst und damit die Wahrnehmung des Landes in den USA und anderen westlichen Staaten zu verändern.
Nachdem »Streets of Afghanistan« nun in verschiedenen Städten in den USA gezeigt wurde, möchten die Veranstalter die Ausstellung zurück nach Kabul, Afghanistan bringen. Dazu benötigen sie die Mittel für die Produktion und den Transport nach Afghanistan sowie die Gewährleistung der Sicherheit vor Ort.
Als Prämien winken z.B. ein »Behind the Scenes-Photo« der Ausstellung oder traditionelle Afghanische Alltagsgegenstände, wie ein Schal oder ein Drache.
Zur Kickstarter Seite von Streets of Afghanistan.
Quickdraw
Aus dem Bereich, Technik, die den Fotografen-Alltag ein wenig leichter macht, stammt »Quickdraw«. Vielleicht ist Euch der SLR-Holster, eine Art Pistolengurt von Spiegelreflex-Kameras ein Begriff. »Quickdraw« halte ich für wesentlich praxisnäher und sieht außerdem nur halb so dämlich aus. Ihr wechselt oft Objektive und nutzt z.B. Festbrennweiten? Ihr seid es Leid, dafür immer in die Tasche greifen zu müssen? Bisher konnte man sich mit einem R-Strap helfen und an diesem z.B. ein 70-200 Telezoom mittels Stativ-Schelle befestigen und sich umhängen. Bei »Quickdraw« hingegen werden die Objektive über einen Objektiv-Anschluss befestigt, wie man ihn vom Kamera-Gehäuse kennt. Ehrlich gesagt, hatte ich schon öfter die Idee, dass man dies über die Modifikation eines rückseitigen Objektiv-Deckes einfach selber basteln könnte. Dies ist natürlich die elegantere und sicherere Lösung, da sie zusätzlich mit einem Sicherungsmechanismus versehen ist.
«Show your glass off! Camera envy now gives way to lens envy.» Okay dieses Argument ist nun wirklich kindisch, aber das ändert nichts daran, dass das Konzept gut ist. Für 80 Dollar seit Ihr mit einem Quickdraw dabei, wobei mindestens zwei nötig sind, um das System effektiv nutzen zu können. Das Ganze kommt dann 170 Dollar.
Zur Kickstarter-Seite von Quikdraw.
The Cambodian Diaspora
»The Cambodian Diaspora« ist ein Projekt des Fotografen Pete Pin der kambodschanischer Abstammung ist. Der Initiator möchte die Community der Kambodschaner portraitieren, zu denen die 150.000 Flüchtlingen gehören, welche während des Bürgerkriegs aus dem Land flüchteten, an der thailändisch-kambodschanischen Grenze in Flüchtlingscamps lebten und anschließend in die USA emigrierten.
Pin begann sein Projekt im letzten Jahr mit Unterstützung der Magnum Foundation, die sozial-dokumentarische Foto-Projekte unterstützt. Der Emergency Fund der Magnum Foundation hat auch eine eigene Kickstarter Seite. Nun möchte der Fotograf er seine Arbeit fortsetzten. Ziel ist es, die Geschichten der Zeitzeugen aufzuzeichnen, um so Fragen nach der Identität und Familiengeschichte für nachfolgende Generationen beantworten zu können. Dafür arbeitet Pin innerhalb der kambodschanischen Communities in Philadelphia und Lowell, Massachusetts. Als Gegenleistung für die Unterstützung des Projektes erhält man Arbeiten kambodschanisch-amerikanischer Künstler.
Zur Kickstarter-Seite von The Cambodian Diaspora.
Kennt Ihr noch weitere Interessante Crowdfounding-Projekte zur Fotografie?
Das mit dem Quickdraw scheint mir eine verdammt gute Idee zu sein. Das würde ich auch sofort unterstützen.